von Pastor Helge Dittmer aus Kiel
Gott spricht: Siehe ich mache alles neu! (Offenbarung 21,5)
Gibt es eigentlich noch wirklich „Neues unter der Sonne“? Lässt sich für das Jahr 2026 überhaupt solches „Neue“ erwarten? Oder bleibt wahrscheinlich – im Großen wie im Kleinen – am Ende doch wieder „alles beim Alten“– allen guten Vorsätzen und ernsthaften Anstrengungen zum Trotz?
Gerade habe ich die kurze Jahreslosung für 2026 vom „neu machen“ überflogen. Nun schaue ich auf das Bild, das Doris Hopf zu diesem Bibelwort gestaltet hat. Die Fragen, die sich relativ spontan bei mir eingestellt haben, schwirren dabei weiter durch meine Gedanken. Und die Waage in meinem Kopf senkt sich beim schnellen Blick auf das Bild sogleich auf die „alles beim Alten“-Seite: Irgendwie meine ich die Silhouette eines goldenen Ichthys-Fisches im Hintergrund wahrzunehmen. Sie ist zwar nur ausschnittweise zu erkennen, denke ich. Aber auf tiefblauem Hintergrund schwimmt der Fisch dahin. Ganz klar. Ein Fischauge glubscht im Vordergrund. Ein Kreuz sehe ich auch. Eben irgendwie „alles beim Alten“ – was auch immer diese Motive mit der Jahreslosung zu tun haben mögen?!
Allerdings: Nur oberflächlich hinzuschauen und hinzuhören ist nie klug. Schnell mit etwas fertig zu sein, vergrößert nur die Chance, dass ich Wichtiges überhöre und Entscheidendes übersehe. Wahrscheinlich ist es doch besser, ein wenig langsamer zu machen. Vielleicht lieber nochmal in Ruhe etwas gründlicher hinschauen und hinhören. Dazu brauche ich mich ja im Grunde nicht mal selbst zu motivieren. Das erledigt doch bereits die Jahreslosung – und damit der dreieinige Gott höchstpersönlich, dessen Wort sie ja ist. SIEHE! So fordert Gott mich auf. Nimm dir Zeit. Schau mal genau hin. Was nimmst du wahr? Ich sehe was, was du nicht siehst. Entdeckst du es auch?! Du wirst staunen!
So mache ich mich also nach dem ersten „Huschhusch-Versuch“ nochmal neu ans Werk. Dabei beginne ich jetzt bei Doris Hopfs Bild. Und tatsächlich. Jetzt fällt es mir auf. Das ist in jedem Fall: Kein Ichthys-Fisch im Hintergrund! Das passt überhaupt nicht mit dem Querstrich unten rechts, der am Bildrand abbricht und der zudem auch keine Verbindung zum von schräglinks oben kommenden Strich hat. Kein Fisch, kein Fischauge. Eben noch „alles klar“ und „alles beim Alten“. Jetzt mit einem Mal doch: ALLES NEU! Plötzlich liegt da ein Rätselbild vor mir, das entschlüsselt werden will. Kann es mir gelingen, über den Ausschnitt hinaus zu denken? Lässt sich eine Ahnung vom Ganzen gewinnen, über den flüchtigen Augenschein hinaus? Und wenn ja: Wie?
„Es ist ein Bild zum Wort!“, kommt es mir plötzlich in den Sinn. Das Wort der Jahreslosung hat das Bild entstehen lassen. Und nun weist mich das Bild zurück zu diesem Wort. Und dieses Wort bildet ja ebenfalls nur den winzigen Ausschnitt eines viel größeren Ganzen. Auch die knappe „5-Worte-Losung-2026“, steht in einem weiteren Zusammenhang. Und dem möchte ich jetzt unbedingt auf die Spur kommen. So zieht mich das Bild – wie kaum ein Jahreslosungsmotiv zuvor! – mit Macht hin zum Wort: Das Bild treibt mich in die Bibel, ohne die ich gar nicht verstehen kann, was ich da sehe. Ohne die ich immer nur an der Oberfläche bleibe und auf einen – rätselhaften bis unverständlichen – Ausschnitt starre.
Ich schlage also meine Bibel auf, ganz am Ende, letztes Buch, vorletztes Kapitel. Und ich lese über den „5-Worte-Ausschnitt“ von Vers 5a hinaus und lausche. Da steht: Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. (Offenbarung 21, 5+6)
A und O. Oder genau genommen Alpha und Omega. Der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Kommt das nicht noch öfter in der Bibel vor? Ich schaue nach und entdecke: Offenbarung, Kapitel 1, Vers 8: Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. Und noch einmal in Offenbarung, Kapitel 22, Vers13: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Interessant.
Ich vertiefe mich noch einen Augenblick länger in die Bibel und höre hin: Was war denn am Anfang? Die ersten Verse der Bibel lauten: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. (1. Mose 1, 1-3) Gott hat also schon einmal ALLES NEU GEMACHT, am Anfang aller Zeit. Und am Ende will er es wieder tun. Damit geht es unmittelbar vor der Jahreslosung ja los, wenn Johannes bezeugt: Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde! (Offenbarung 21, 1). Schon im Alten Testament wird das angekündigt, wenn Gott durch den Propheten Jesaja sagt: Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. (Jesaja 65, 17) Und dieses ALLES NEU MACHEN war nicht nur irgendwann vor langer Zeit so. Und es wird auch nicht bloß irgendwann in ferner Zukunft einmal geschehen. Sondern: Gott ist JETZT dabei, sein Erneuerungswerk zu tun. Er sagt: ICH MACHE ALLES NEU. Jeden Tag. Das gilt im Großen und Ganzen, wenn der Psalmbeter jubelt: Du, Gott, machst neu das Antlitz der Erde. (Psalm 104, 30) Das gilt in Jesus aber auch jedem noch so kleinen Menschenleben ganz persönlich: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5, 17) Es will nur entdeckt werden, dieses Erneuerungswunder. Dem oberflächlichen Blick verschließt es sich. Besser ist es, gesammelt hinzuhören und hinzusehen: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? (Jesaja 43, 19)
Mit dieser „Landkarte von Bibelwort-Wegweisern“ im Gepäck schaue ich nun nochmal neu auf das Bild. Und jetzt verstehe ich es besser. Hier kommt so viel zusammen, dass es sich unmöglich umfassend darstellen lässt, denn:
- Ich bin klein, wie der Schatten des Menschenkindes unter dem Kreuz. Meine Sicht ist begrenzt.
- Aber der, der hinter allem steht und der alles trägt, ER ist ewig. ER ist groß. ER sitzt auf dem Thron. ER regiert. Allmächtig. ER ist königlich: Ich sehe den rechten Teil des goldenen Alphas (A) links. Ich sehe den linken Teil des goldenen Omegas (Ω) rechts. Alles ist unfassbar groß, auf dem Hintergrund des alten wie des neuen tiefblauen Himmels. Denn:
- Unfassbar groß ist der, der hinter allem steht. Und doch zugleich auch ganz nah, in dem König, der in Bethlehem geboren wurde, der auf einem Esel in Jerusalem einzog und dessen Siegeskreuz golden leuchtet und Schutz und Zuflucht bietet: Der Querbalken des Kreuzes setzt den Querstrich des Alphas fort. Über seinem linken Teil schimmert es rötlich: Da wurde Blut vergossen an diesem Kreuz. Blut, das Rettung, Vergebung, Leben brachte. Der Längsbalken nimmt am Fuß des Alphas seinen Anfang und zeichnet oben das Rund des Omegas nach. Der, der ans Kreuz ging, Jesus, ER ist Anfang und Ende, A und Ω in Person.
Der Kreis im Vordergrund – ewig in der Form, ohne Anfang oder Ende. Der Kreis, in dessen runder Mitte das Gold des Omega-Buchstabens aufscheint. Der Kreis bildet für mich ein Dreifaches ab:
- Der türkise Kreis (blau-grün gemischt, himmlisch-hoffnungsfroh) – er kann für die Erde stehen:
– für die alte Erde, auf der sich schon einmal alles Tohuwabohu sehr gut geordnet hat durch das Wort des Schöpfervaters, das zugleich auch das Wort des Sohnes und das Wort des Heiligen Geistes war und ist.
– für die neue Erde, die kommen wird, die Gott schafft, ebenso wie den neuen Himmel. Alle Schatten müssen dort fliehen. Das Dunkle hat hier keinen Raum mehr. Alles Schwere und alle Schuld werden dort mehr und mehr weichen. Sie verschwinden und vergehen, wie in einem Strudel, durch die kostbar-goldene Gnade Gottes.
- Daneben kann der Kreis aber auch für die Quelle stehen, von der Gott im Zusammenhang der Jahreslosung spricht: Aus ihr dürfen alle Durstigen, die kommen, schöpfen. Aus ihrer goldenen Mitte sprudelt klares, ewig-lebendiges Wasser, das Jesus, der Sohn Gottes, gerne verschenkt. Er lädt uns ein unter sein Kreuz und ruft uns zu: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! (Johannes 7, 37)
- Und schließlich sehe ich im Kreis auch ein geöffnetes Auge:
Gott schaut mich an. Er blickt aus seiner Ewigkeit in mein Herz und mein Leben. Und ich schaue auf Gott und entdecke: Er ist mir ganz nah. Sein Himmel steht mir offen, durch Jesus, der ihn für uns alle zurückerobert hat. Ich schaue auf Gott und darf lernen, die Dinge mit SEINEN Augen zu sehen, tiefer und weiter, als es mir sonst möglich ist. Ich darf verstehen, dass es wirklich gilt und kein Wunschtraum bleibt, weil Gott es verspricht: Diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Siehe, ich mache alles neu. Du nicht. Ihr nicht. Aber ICH sehr wohl und ganz bestimmt. Jeden Tag BIN ICH dabei. Auch in deinem Leben, wenn du mich lässt. Verstehst du?! Siehst du es?!
Oh! Das hat sich mehr als gelohnt! Gut, dass ich mir Zeit und Ruhe mit Wort und Bild gegönnt habe. Dankbar nehme ich beides nun mit auf meinen Weg. Wie einen kostbaren Schatz will ich in meinem Herzen tragen, was ich gehört und gesehen habe. So können mir auch 2026 immer wieder neu Kraft, Mut und Hoffnung aus Gottes Quelle zufließen. Denn ich weiß nun ganz sicher: Es bleibt nicht „alles beim Alten“. Nein. Neues, wirklich Neues, ist am Werden, sogar in meinem kleinen Leben. In meinem Leben, das für den großen und ewigen Gott so Augapfel-kostbar ist, dass er sein eigenes Leben dafür hingegeben hat. Aller Anfang und jedes Ende werden nun weder vom Zufall noch von meiner Macht oder Ohnmacht regiert. Sie liegen vielmehr ganz in Gottes starker Hand, in der ich sicher und geborgen bin. Und selbst nach meinem und unserem letzten Ende hier, wird Gottes Satz noch gelten: Siehe, ich mache alles neu. Weil Gott ewig ist, größer sogar als die Zeit. Und wir werden staunen, was er dann wunderbar Neues für uns macht. Unfassbar groß und herrlich. Wahrhaftig und gewiss.
(Bildbetrachtung von Pastor Helge Dittmer aus Kiel, Quelle: https://helfer.gemeindebriefdruckerei.de/blog/)
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